Nickelback - Live at Sturgis [Rock / 2008]

Sturgis - ein kleines Präriekaff mitten in den USA. Kein Ort, wo man unbedingt hinziehen möchte; kein Ort an dem es großartig was zu Erleben gibt. Sollte man meinen...
Im August verwandelt sich allerdings eben jenes Kuhkaff in das Mekka eines jeden Bikers. Bis zu 600.000 Motorradfahrer und -Begeisterte strömen dann nach Sturgis um sich und ihren Lebensstil bei bis zu 40° im Schatten zu feiern. Parallel zu Rennen und Wettkämpfen verschiedenster Art ist auch für die musikalische Unterhaltung gesorgt; beim „Rock'n the Rally“. Auf dem Programm 2006 standen neben z.B. Joe Cocker auch die kanadischen Nickelback. Diese haben ihre Show mitschneiden lassen und wollen uns nun die kalte Jahreszeit mit einer Pyroshow der Extraklasse erwärmen.

Nach einem kurzen Vorspann starten Nickelback mit "Animals" in das knapp 70-minütige Konzert, welches das Herzstück der DVD darstellt. Von der ersten Sekunde an fällt der glasklare Sound positiv auf. Wie viel hier auf die Nachbearbeitung zurückzuführen ist, möchte ich gar nicht wissen; ich genieße lieber ohne eventuellen faden Beigeschmack. Auch das Bild ist gestochen scharf und lässt keine Wünsche offen. Das Publikum kann man ebenfalls als ziemlich scharf bezeichnen: So viele nackte Brüste werden auf europäischen Open-Airs (leider) nicht zur Schau getragen. Die Band agiert entsprechend gut gelaunt und Chad wird seiner Rolle als Frontmann eindeutig gerecht. Souverän und humorvoll führt er durch die Show und die Menge geht steil oder besser formuliert, kreischt schrill. Einen Kommentar in Anbetracht der nackten Tatsachen kann sich der symphatische Sänger auch nicht verkneifen. Neben einer Entschuldigung dafür kein Gentleman zu sein und die zahlreichen entblößten Oberteile nicht ignorieren zu können, spricht er den Ladies darin seine Komplimente aus und geht noch näher auf deren wunderbar geformte...Augen....ein. Untermalt von der passenden Gestik und einem verschmitzten Lausbuben-Grinsen ist somit auf jeden Fall für die Unterhaltung des Publikums gesorgt. Doch nicht nur Chad überzeugt live auf ganzer Linie. Vor allem Daniel Adair macht hinter seiner Schießbude eine super Figur und weiß sich ins Gesamtbild zu integrieren. Auf der anderen Seite geht Chad's Bruder Mike ziemlich auf der großen Bühne unter und beschränkt seine Bewegungen auf einen ziemlich kleinen Radius. Das ist eigentlich nicht nachzuvollziehen, bot das Songmaterial doch eine Menge Potential zum Abgehen. Hier dürfte das Herz eines jeden Nickelback-Fans aufgehen: Von "Someday" über "Photograph" zu "How you remind me" ist so ziemlich jeder Hit vertreten. Die Songs werden zudem durch eine deftige Pyroshow und eine Videoleinwand an Stelle eines Backdrops unterstrichen. Die Pyroshow hat's faustdick hinter den Ohren: Nicht wirklich häufig wird hier was abgebrannt aber wenn, dann richtig! Nach einer Widmung an Dimebag Darrel und einer Zugabe ist dieser Spaß dann allerdings auch schon recht früh wieder vorbei.
Der moderne DVD-Käufer will natürlich auch Bonus-Materialien haben. Hier dient "Live at Sturgis" mit einer Photoshow (untermalt vom Song "Photograph (Wer hätte das gedacht?), einer knapp 18-minütigen Band-Dokumentation, einer Festival-Dokumentation und dem Video-Clip zu "Rockstar". Die Band-Dokumentation ist ganz nett anzusehen, enthält sie doch kurze zusätzliche Konzertsequenzen und interessante Rand-Stories. Wer schon immer wissen wollte, wie Nickelback die Nervosität vor den Shows mindern, wird hier die Antwort finden. Der Videoclip sollte bereits bekannt sein, ist allerdings auch gut gemacht und sehenswert. Absolut nicht sehenswert ist die Dokumentation des Festivals. Diese ist dermaßen lieblos abgemischt, dass schnell die nach dem Konzert aufgebaute Gute-Laune verschwunden ist.

Was bleibt unterm Strich? Nickelback servieren hier eine definitiv sehenswerte Live-Aufnahme eines großartigen Gigs abgerundet durch nette, aber nicht überlebensnotwendige Bonus-Materialien. Abzüge gibts für die nur knapp 70 Minuten Spielzeit; hier hätte man noch ein zweites Konzert dazupacken müssen. Für Fans ist die Show trotzdem wärmstens zu empfehlen! Die Live-Energie ist sehr gut eingefangen und Sound und Bild sind hervorragend.


Tracklist:

01 Animals
02 Woke Up This Morning
03 Photograph
04 Because Of You
05 Far Away
06 Never Again
07 Savin' Me
08 Someday
09 Side Of A Bullet
10 Drum Solo
11 How You Remind Me
12 Too Bad
13 Figured You Out

  (8/10)