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Seance - Awakening of the Gods [Death Metal / 2009]

AlbumcoverFür ihr neustes Werk „Chinese Democracy“ haben sich die Altrocker von Guns N'Roses mächtig Zeit gelassen - genau genommen satte 14 Jahre. Fans und Presse sprechen deswegen gerne vom längst erwartetstem Album aller Zeiten. Gleichzeitig scheint sich niemand mehr an einen der Mitbegründer des technischen Death Metals zu erinnern: Die Schweden von Seance. Nach insgesamt 16 Jahren Bandkarusell sind die 4 verbliebenen Herren inzwischen zu alt für den Rummelplatz und besinnen sich wieder auf ihre eigentlichen Qualitäten: Die Musik. Dabei dürfte falsche Bescheidenheit sicherlich kein Hindernis auf dem erneuten Weg ins Musikbusiness darstellen, schließlich schmeißen Promoinfo und Albumtitel nur so mit Glorifizierungen um sich. Ob diese angesichts der zwei bisherigen Outputs, welche über den Ruf von Underground-Perlen nicht hinausgeschossen sind, angebracht ist, lasse ich an dieser Stelle getrost im Raum stehen. Typisches Ich-hab-den-längsten-Gehabe – Hose runter, wir messen nach!

Könnte man doch eigentlich meinen, dass sich nach 16 Jahren Funkstille im Hause Seance der Rost der Zeit durch die E-Gitarren gefressen hat, so belehrt „Awakening of the Gods“ jeden Zweifler eines Besseren. Statt der neuerdings so gefragten „Haut'se, haut'se, immer kräftig auf die Schnauze“ Produktionen aus Obama-Land, gehen Seance verspieltere Wege ohne auf die nötige Brutalität zu verzichten. Dabei beschreiten die 4 Schweden phasenweise schon fast thrashige Pfade und bewähren sich auch auf diesem Territorium. Am besten gefällt mir jedoch auf „Awakening of the Gods“ das Zusammenspiel zwischen Drums und Gitarren. So prügelt sich Drummer Mique Flesh hinter seiner Schießbude dermaßen aggressiv und doch technisch versiert durch die einzelnen Nummern, dass es eine wahre Freude bereitet zuzuhören. Konträr dazu fällt die Gitarrenarbeit aus, welche Flesh in seinem Drang nach vorne immer wieder durch geile Breaks kurz aufhält. Generell verheizen Tony Kampner und Rille Rimfält hinter ihren Sechssaitern eine Masse an perfekt sitzenden Breaks und tighten Riffs, vergessen jedoch vor lauter technischen Finessen nie ihren Auftrag Tod und Verderben über den Hörer zu bringen. Abgerundet wird die entstandene Sause durch die markanten und tiefen Growls Johann Larssons, welcher zudem noch für die Basslinien verantwortlich ist. Sollte ich diese Platte auf eine herausragende Komponente reduzieren, ich wüsste nicht, was ich wählen würde. Jeder dieser vier Musiker beherrscht sein Handwerk außerordentlich gut und das Ergebnis klingt entsprechend. Seance wollen „Awakening of the Gods“ offensichtlich als Gesamtwerk verstanden wissen und streuen zwei reine Akustik-Tracks zwischen ihr Death-Feuerwerk. Somit ist es eigentlich sinnlos Anspieltipps zu nennen. Wer dennoch auf Nummer sicher gehen will, sollte sich mit „Forever Haunted“ oder „Invocation“ einen ersten Höreindruck verschaffen.

„Awakening of the Gods“ ist die erste moderne Death-Platte, die mir seit langer Zeit richtig Spaß macht. Seance schaffen die Gradwanderung zwischen Brutalität, Eingängigkeit und Tiefe ohne große Probleme und beweisen einmal mehr, dass E-Gitarren relativ ressistent gegen Rost sind. Einen Preis für Innovation gewinnen sie mit diesem Werk zwar sicherlich nicht, doch darüber kann bei der hohen Qualität der einzelnen Songs hinweg gesehen werden. Bleibt nur noch ein Punkt an letzter Stelle: Hoffentlich lässt Album Nummer vier nicht wieder 16 Jahre auf sich warten.

  


Hinzugefügt am: 19. Januar 2009
Autor: Torben Knöpfler
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Hits: 2910
Sprache: german
Punkte:   (8/10)
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