Es ist soweit, Subway to Sally bringen mit "Kreuzfeuer" ihr zehntes Album heraus. Dabei können Sie auf eine lange und stetige Weiterentwicklung zurückblicken. Diesmal wurde noch mehr in Teamarbeit komponiert und auch der jüngste im Bunde - Drummer Simon Michael - hat wieder einige Ideen beigesteuert. Die Frage ist natürlich: Verderben viele Köche den Brei? Oder ist es dennoch, oder gerade deshalb ein abwechslungsreiches, aber homogenes Werk geworden? Dies gilt es nun also zu ergründen.
Eigentlich bin ich ja nicht dafür, ein Album Song für Song auseinander zu nehmen, aber vor allem wegen der vielen unterschiedlichen Elemente, werde ich hier zu den für mich wichtigsten Songs einiges sagen.
Los geht es wieder mit einem speziellen Einstiegssong, der aber durchaus ein alleinstehendes Lied abgibt. "Aufstieg" heißt dieser Titel und schraubt sich und die Hörer sowohl inhaltlich, als auch musikalisch in die Höhe. Um Missverständnissen vorzubeugen: Es geht dabei nicht um die Band, sondern um die Gesellschaft.
Die ersten orientalischen Elemente gibt es beim "Judaskuss" zu hören, an späterer Stelle groovt es noch orientalischer mit dem "Krähenkönig". Die schon vorab veröffentlichte Single "Besser Du Rennst" fügt sich trotz ihrer Schnörkellosigkeit gut ins Gesamtbild ein. Herausstechend anders ist hingegen "So fern so nah", das musikalisch aus der Feder Simon Michaels stammt und einen doch recht tragischen, persönlichen Hintergrund hat. Man merkt hier stark, dass man sich musikalisch nach ihm gerichtet hat, vor allem der Gesang ist auffallend anders. So zeigt sich eben hier sozusagen eine einzelne Zutat, die sonst nur im Gesamtbild steckt.
Zum Duett "Komm In Meinen Schlaf", bei dem man eine zerbrechliche weibliche Stimme wollte und diese in Ria ("Eisblume") fand, ist zu sagen, dass ihre Stimme zwar in dieses Konzept passt, aber vor allem ihre recht undeutliche Art, bestimmte Textzeilen zu singen und das schon fast "Hinhauchen" des Gesangs, doch einige Gewöhnung brauchen. Das Duett ist klar abgetrennt und so wird Ria nur akustisch und seicht begleitet und Eric kommt mit einem Gitarrenbrett daher. So sind die Teile wie mit dem Messer abgetrennt, was für ein eigentliches Duett zwar ungewöhnlich ist, jedoch hier wohl als Stilmittel zu deuten ist.
Der absolute Höhepunkt des Albums ist für mich das wunderschöne, absolut melodische "Angelus". Besonders zu erwähnen ist, dass das die Orchesterarrangements hier nicht aus der Konserve kommen, sondern dass Frau Schmitt unzählige Spuren an Geigen und Bratschen eingespielt hat, die hier zusammengefügt wurden.
Mit "Versteckt" gibt es eine Ballade, die wohl irgendwo zwischen "Erdbeermund" und "Wehe Stunde" anzusiedeln ist. Ein weiterer Anspieltipp ist "Einsam", das sich bereits von Anfang an mit der sehr einprägsamen Geigenmelodie, die im Refrain wieder auftaucht, ins Ohr frisst.
Insgesamt vereinigt Kreuzfeuer neue und alte Elemente der Band und stellt wieder eine Weiterentwicklung dar. Besonders das gemeinsame Songwriting scheint sich durchaus auszuzahlen.
An der Produktion gibt es mal wieder absolut nichts zu mäkeln.
Nun, was bleibt noch zu sagen? Für Subway to Sally-Fans, natürlich ein absolutes Muss, dürfte dieses Album auch den jenigen gefallen, die von den letzten Alben eventuell etwas enttäuscht waren. Auch für Neueinsteiger ist dies eine klasse Scheibe. Natürlich gilt wie immer, dass man sich etwas Zeit für die Meinungsbildung nehmen sollte.
Verpasst nicht die Chance, die Band auf Tour zu sehen, denn gerade Live entfalten Subway to Sally bekanntlich ihr volles Potential.
Tracklist:
01. Aufstieg
02. Judaskuss
03. Besser, Du Rennst
04. So Fern, So Nah
05. Die Jagd Beginnt
06. Einsam
07. Komm In Meinen Schlaf
08. Angelus
09. Krähenkönig
10. Niemals
11. Versteckt
12. Vater