Die französischen Power Metaller von Heavenly melden sich im Winter 2009 mit ihrem sechsten Output zurück. „Carpe Diem“ ist der Titel ihres neuesten Werkes und das Cover wird abermals von halbnackten Schönheiten á la Royo geziert.
“Carpe Diem” also lautet das Motto des neuen Albums und mit dem gleichnamigen Titeltrack zeigen uns die Franzosen, was sie unter einem Tag nutzen verstehen: Für Heavenly bedeutet das wohl ein grooviges Grundgerüst zu nehmen, dieses mit melodischen Riffs und einer eingängigen Gesangslinie zu versehen. Doch das wären ja nur die Zutaten für einen durchschnittlichen Tag. Die Power Metaller lassen sich in ihrem Opener nicht lumpen und legen mit einem Gitarrensolo und dem ein oder anderen Spezialeffekt in der Produktion nach. “Carpe Diem” ist ein würdiger Titelsong geworden, wobei sich nun die Frage stellt, ob Heavenly das Niveau ohne langweilig zu werden, halten oder sogar noch steigern können. Tja, was soll ich sagen? Sie können sich steigern. Zumindest haben sie einen Weg gefunden, den Opener hier und da zu toppen. “Lost In Your Eyes” ist einen Tick schneller, was aber nun von der Umsetzung nicht weiter schwierig gewesen sein dürfte. Aber auch in der Gesangslinie oder besser gesagt in den Höhen der Kopfstimme von Sänger Ben Sotto wird nachgelegt, so dass sicher der ein oder andere Kollege ein wenig neidisch werden könnte. Auch auf die Gefahr hin, den Überraschungsmoment zu nehmen, will ich verraten, dass es noch höher geht. Denn in “Farewell”, einer Ballade, die mit schöner Klavieruntermalung den Gesang begleitet, startet Ben Sotto schon so hoch, dass ich im ersten Moment dachte, dass nun eine Frau mitsingt. Doch es geht noch höher, ja, so hoch, dass nun der Zeitpunkt gekommen sein dürfte, wo sich der ein oder andere Gedanken über zu enge Hosen machen wird. Einerseits schwer beeindruckt, aber andererseits auch ein wenig amüsiert über die zum Teil doch leicht gequietschten Tönchen, fällt es einem schwer auch die anderen Musiker herauszuhören. Doch die machen ihre Sache wirklich gut. Es wird sich nicht einfach auf dem soliden Riffing und dem Gesang ausgeruht. Immer wieder werden Soli oder schöne Keyboardpassagen eingeflochten, wobei mir ein wenig die richtigen Speednummern fehlen. Zwar wird hin und wieder das Tempo angezogen, aber der richtige Kracher mit Doublebass fehlt schlichtweg, wobei “Ashen Paradise” und “Ode To Joy” einer Metalnummer noch am nächsten kommen. Sattdessen wird weiter auf bereits erwähnte Elemente gesetzt, sodass Heavenly auf ihrem neuen Werk zum Teil eher rockig als metallisch wirken. Ein wenig erinnern mich gerade die stark Klavier unterstützen Songs an Queen.
Hoch, höher, Heavenly. Das wäre die Kurzversion des Fazits. In Worten: Insgesamt liefern uns Heavenly mit “Carpe Diem” ein gutes Album, welches von mir Pluspunkte für die schönen Klavierpassagen sowie die schicken Soli bekommt. Abzüge hingegen gibts für den fehlenden Speed und dem Verlangen immer noch eine Oktave höher zu müssen. Natürlich ist Ben Sottos Leistung respektabel, aber klingt nicht ganz so leicht wie der Gesang von z.B. Circus Maximus.
Für Fans der Franzosen eh ein Muss, für Power und Melodic Metaller empfehlenswert. Für alle, die bei Iron Maiden oder Manowar schon die Kastratenphobie bekommen, sei ein weiter Bogen empfohlen.
Tracklist:
1. Carpe Diem
2. Lost In Your Eyes
3. Farewell
4. Full Moon
5. A Better Me
6. Ashen Paradise
7. The Face Of Truth
8. Ode To Joy
9. Save Our Souls
(7/10)
