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Opeth




Wow! Ich konnte es selbst nicht fassen, aber Road Runner ermöglichte mir, mit Mikael von Opeth Backstage über sein Leben in der Band, seine Eindrücke zur Musik und die Ressonanz auf Tour zu plaudern. Die Gelegenheit bekommt man nicht oft und er hatte offensichtlich Spaß an meinen Fragen, lest selbst:


Hallo Mikael. Schön, dass du dir Zeit genommen hast, dich unseren Fragen zu stellen. Wie fühlst du dich denn gerade, vor der Show?
Mh, jetzt vor dieser Show? Also am Samstag hab ich mich nicht bereit gefühlt, ich war irgendwie faul und müde. Ich werde immer schnell müde von den zwei Stunden in denen ich auf der Bühne stehe. Und gerade jetzt fühle ich mich leer. DeadlockMein Kopf ist leer. Aufgeregt bin ich eigentlich nicht mehr vor Auftritten. Früher war ich manchmal richtig nervös. Ich dachte darüber nach, alles zu canceln, weil ich wirklich sehr nervös war. Aber heute denke ich, dass es doch nur ein Konzert ist. Ich hab da keine besondere Einstellung. Wenn du aber erstmal auf der Bühne stehst, ist es ungefähr wie ein Adrenalinstoß, Dinge geschehen plötzlich in meinem Kopf. Aber ich denke nicht "hey, ich bring euch alle um" oder so etwas (lacht)

Wieso habt ihr Jungs angefangen, Musik zu schreiben?
Ich denke es ist einfach natürlich, Gitarre zu spielen. Ich war schon immer daran interessiert, Gitarre zu spielen. Das ist total cool. Von anderen Leuten Songs aufzuschnappen und sie nachzuspielen. Ich finde es ganz normal, dass man irgendwann mal ein Instrument lernt. Und ich liebe Gitarren. Ich habe zwar nichts in meinem Leben vermisst, aber ich liebe es auf einer Gitarre zu spielen und plötzlich etwas Eigenes zu machen und zu spielen, was ich persönlich auch mag. Es ermöglicht dir, einfach deine eigene Musik zu machen.

Man wird ja auch kreativ dadurch…
Oh ja, wenn ich Musik mache, bin ich sehr kreativ. Ich schreibe nicht nur Musik, mein Hobby ist es auch, Musik zu sammeln. Ich arbeite für alles sehr hart, was mit Musik zu tun hat, es ist einfach mein größtes Interesse in meinem Leben. Ich hab keine power für andere Dinge, weil ich zu sehr auf die Musik fixiert bin.

Lass uns über das neue Album reden: Welche Textzeile war am emotionalsten für dich zu singen, und warum?
Also die Textzeile, die ich am schönsten finde, ist die letzte auf unserem letzten Album "The wound in me is pouring out, to rest on a lover's shore". Ich liebe diese Zeile einfach. Sie ist zwar nicht persönlich, weil ich nicht wirklich ein romantischer Mensch bin. Aber ich denke diese Zeile ist die schönste, die mir jemals einfiel. Ich bin ein sehr einfühlsamer Mensch, aber ich mag es nicht schleimige Texte zu schreiben um damit Frauen anzumachen. Mit dieser Zeile bin ich sehr glücklich und ich liebe es, auf der Bühne zu stehen und sie zu singen.

Auf eurer DVD hat Martin Lopez gesagt, dass es großartig ist in einer Band wie Opeth zu spielen, weil man an sovielen Sachen experimentieren kann. Habt ihr an "Ghost reveries" auch viel experimentiert oder hattet ihr da ein bestimmtes Konzept und es war alles fertig als ihr ins Studio kamt?
Die meisten Sachen waren fertig. Aber sobald man das Studio betritt, fallen einem auch wieder neue Sachen ein. Ich bin da sehr kreativ und mein Kopf arbeitet 100%. Wir versuchen immer ein Studio zu finden, das bisschen weiter weg ist. Denn dadurch haben wir etwas Abstand von Freunden, Familie und Alltagsproblemen und können uns voll und ganz auf das Album konzentrieren. Die meisten Lieder habe ich vorher geschrieben. Und bei den Liedern die noch nicht fertig waren, hatte ich zumindest schon mal ein grobes Gerüst. Als wir damals die alten Alben aufgenommen haben, haben wir viel Brainstorming gemacht und die Ideen zusammengetragen und teilweise spontan aufgenommen. Die letzten 4-5 Alben sind so enstanden. Aber dieses mal sind wir professioneller an die Sache herangegangen. Aber es gibt trotzdem immernoch viele Dinge auszuprobieren, interessant zu halten für den gelangweilten Musiker.

Ist es sehr stressig, so ein Album aufzunehmen?
Ja es ist eine Art Stress, weil es eine zeitliche Frist gibt. Du hast eine Deadline und Leute erwarten dies und jenes aber ich stresse mich während den Aufnahmen nicht mehr so wie Mitte der 90er. Dieses mal zogen wir es einfach durch, egal was es kostet, weil wir ein großes Budget zur Verfügung hatten. Während den Aufnahmen der letzten beiden Alben war ich so gestresst, dass esDeadlock mich krank machte. Anschließend ging es mir körperlich und seelisch schlecht und nichts war machte noch Spaß. Noch nichtmal CD's zu sammeln (lacht). Ich wollte nicht nur wie ein Zombie rumliegen sondern auch mit meinen Freunden zusammen sein. Dinge die ich glaubte, gern gemacht zu haben, langweilten mich. Ich wollte aber auch keinen anderen Job oder so etwas, weil ich mir das Leben so ausgesucht hatte. Also ging ich sicher, dass ich es genießen konnte. Aber bei "Ghost Reveries" gab es keinen wirklichen Stress. In Amerika kosten die Studios unmengen von Geld. 50000$ pro Song (ironischer Blick). Und wir hatten ein richtig billiges Studio und ein gutes Budget zur Verfügung, das war toll.

Habt ihr schon Pläne für die Zukunft?
Nein, ich habe bisher noch nichts neues geschrieben. Auf einer Tour ist man nicht besonders kreativ. Es ist ungefähr wie ein kreativer Abgang. Das ist für mich als Songwriter nicht gut. Ich werde von nichts insipriert, weil ich eigentlich nur den ganzen Tag rumhänge, meine Mails checke, paar CD's bei Ebay kaufe, mit meiner Frau und Tochter spreche, shoppen gehe – Dr. Millers! (lacht). Dann ist abends die Show, anschließend trinke ich paar Gläser Wein und geh dann ins Bett. Der Lebensstil ist meistens ziemlich langweilig, solange du nicht auf der Bühne bist. Aber man kann als Songwriter auch viel relaxen. Eine Woche bevor wir auf Tour gehen, weiß ich, dass ich an nichts arbeiten kann, ich krieg einfach nichts zu ende. Also schlafe ich lange… schlafe ich auch viel während der Tour…. und trinke Wein (lacht).

Der Prog-Rock Sound bei "Ghost Reveries" ist mehr präsent als zuvor. War da ein Unterschied vom songwriting her? Ja, es war anders, weil Blackwater Park war nicht so gut. Die Lieder haben wir alle im Studio gemacht. Bevor wir ins Studio gingen, hatte ich nur schon ein Grundgerüst für manche Songs. Aber für das neue Album hatte ich alles schon im Vorfeld gemacht, wir waren praktisch schon fast fertig. aber was das songwriting betrifft, da habe ich eigentlich nie einen Plan oder so, was ich als nächstes schreiben werde, es ist nicht so, dass ich mir dann sage: “das nächste Album wird eine Metal-Opera" (flüstert diesen satz und lacht). Bei diesem Album war es so, dass meine Frau schwanger war, es war eine ruhige Zeit, wir verbrachten die meiste Zeit zu Hause und warteten, und hatten lange Spaziergänge in den Wäldern, weil ich gehört habe dass es gut ist für Schwangere, lange Spaziergänge zu machen (lacht). Die meisten Sachen habe ich nachts geschrieben. Und ich ging sicher, dass alles noch rechtzeitig fertig zu bekommen. Ich wollte das alles nicht mehr alles so planlos machen, sondern professioneller an die Sache dran gehen. ich wollte nicht die Songs alleine machen und der Band sagen, was sie zu spielen haben, für das neue Album haben wir geprobt und jeder konnte sagen, was ihn stört oder was er noch beizutragen hat.

Schreibst du die Sachen die dir einfallen auf und archivierst sie, oder sind alle deine Songs in deinem Kopf?
Deadlock Ich hab alles in meinem kopf.

Du schreibst dir nichts auf?
Nein, ich schreib mir nichts auf. Ich weiß Taps zu lesen und aufzuschreiben, aber es ist einfach zu viel Arbeit (lacht) .Ich hab mein Arbeitszimmer, ein kleines Studio, wo ich hauptsächlich Gitarre drin spiele. Und wo ich auch manchmal Fernseh gucke, und dann fallen mir ab und an paar Sachen ein. Und wenn ich es aufnehme, fängt mein gehirn an zu arbeiten. mittlerweile will ich die Demos ausarbeiten, so dass sie sich schon fertig anhören. Wenn ich den Jungs in der Band die Demos vorspiele, möchte ich ihnen zeigen, wie sich das fertige Album anhören soll. und dann tauschen wir uns aus, packen die Meinungen zusammen, und machen ein Album draus.

Martin Lopez ist auf dieser Tour nicht dabei. Willst du sagen warum, oder geht es uns nichts an?
Das meiste geht ehrlich gesagt nur die Band was an. Es ist kompliziert. Er fühlte sich nicht besonders gut. Wir sprachen eine Woche vor der Tour nochmal miteinander darüber und ihm ging es schon wesentlich besser. Aber er war nicht fit genug um auf der Tour zu spielen und entschied sich dafür, wieder nach Hause zu gehen, also nahmen wir Axe mit. Aber Martin ist immernoch in der Band! Wir sind momentan in einer Situation, wo wir nicht warten und keine Touren absagen können. Wir haben ein neues Label was von uns erwartet, dass wir unsere neuen Platten auch promoten, und das erwarten auch die Fans. Martin war aber noch nicht ganz wieder dabei. Ich wusste die Symptome, aber ich weiß immernoch nicht wirklich, was es ist. Ich weiß nur, dass es psychisch, wie auch physisch ist. Aber er sagt, es wird langsam besser, er ist zwar noch sehr dünn, aber das wird wieder, es ist kein Krebs oder Aids oder sowas. Er hat bevor er gegangen ist, noch einige schlechte Shows gespielt. wir warten aber auf ihn und hoffen, dass es besser wird.

Während der Zeit von "Blackwater Park/Deliverance" habt ihr nicht besonders oft live gespielt. Im Gegensatz dazu wart ihr auf der Damnation-Tour ganz schön oft auf der Bühne zu sehen. Wie waren eure Eindrücke von dieser Tour und wie habt ihr euch danach gefühlt?
Durch Blackwater Park war ich nicht mehr jung und hungrig. Wir gingen auf Tour als unsere Zeit noch nicht besonders aufregend war. Ich war erschöpft und müde. Wir arbeiteten hart für nichts, jahrelang. Aber dann gingen wir auf Tour und ich verstand auf einmal, worum es ging. Die Bedeutung von dem, was wir die ganzen Jahre über gemacht haben. Ich wurde aufgeregt und begann, es zu mögen. Mittlerweile haben wir schon auf 'ner Menge Konzerte gespielt und es ist auch irgendwie das, was wir tun müssen. wir haben schon eine menge konzerte gespielt und das ist auch das, was wir tun müssen. Jede Metalband muss Konzerte geben um nicht arm sein zu werden, wie wir es waren. Wir sind jetzt auch nicht reich, aber wir verdienen etwas. Wir haben ein monatliches Einkommen. Noch vor Jahren hatte ich kaum noch Interesse an der Band. Wir haben kein Geld verdient und wussten nicht wo wir leben sollten. Aber das hat sich nun geändert.

War die Zeit nicht hart?
Ja, die Zeit war verdammt hart! Nach dem dritten Album mussten wir einen rausschmeißen, ein anderer verließ die Band und Peter ging noch zur Schule. Er bekamt somit ja auch kein Geld. Ich wollte nicht arbeiten gehen, weil ich mich ja dazu entschieden habe, Musiker zu sein. Hauptsächlich war ich auch zu stolz meine Mutter nach Geld zu fragen. Ich hing zu der Zeit viel mit Jonas von Katatonia rum. Er war in der gleichen Situation wie ich, kein Geld, nichts. Wir warteten auf bessere Zeiten. Als wir anfingen, "Blackwater Park" zu machen, unterzeichneten wir ja bei "Music for Nations" und der große Boom ließ nicht lange auf sich warten. Wir machten unserer erste Tour durch Amerika. Darauf haben wir gewartet und wir waren stolz, bereits vier Alben zu besitzen. Andere Bands hatten es da viel einfacher, während wir Kippenstummel von der Straße aufheben mussten.

Du wolltest also schon immer Musiker sein?
Ich wollte spielen, ja. Ich schätze, dass es auch gut für das Ego ist, weil Opeth hat mittlerweile verdammt viele Fans. Und wir wollen auch gute Sachen machen. Ich sage nicht, Opeth ist die größte Band der Welt. Wir haben nur paar ganz gute Sachen, die die Leute auch wirklich mögen. Und das ist gut so. Wir wollen einfach nur Musik machen.

Wie waren bisher die Reaktionen des Publikums über die neuen Lieder?
Es ist ja momentan die erste Zeit in der die Leute unseren neuen Songs zum ersten mal hören. Bei neuen Songs hören die Leute ja immer sehr kritisch zu (Mikael simuliert kritischen Blick) und versuchen, irgendetwas schlechtes daran zu finden (lacht). Aber so lange die Leute noch head-bangen ist alles in Ordnung. Und wenn wir dann wieder einen älteren Song spielen, gehen die Leute voll drauf ab. Das ist einfach nur toll.

Wie fühlt sich das an, in einer ausverkauften Halle zu spielen?
Es ist ein gutes Gefühl. Ehrlich gesagt wollen wir zu so vielen Leuten wie möglich spielen und die Menge macht einen in gewisser Weise high (lacht) Es ist toll zu sehen, dass vor der Bühne so viele Menschen sind und plötzlich alles still wird, wenn du die Bühne betretest. Das gibt einem ein sehr gutes Gefühl.

Prog Rock begann in den 60ern und 70ern zu wachsen. Was denkst du über diesen Zeitabschnitt?
ich fühle mich ein wenig Verbunden zu dieser Zeit, weil ich selbst ein großes Interesse zu dieser Musik habe. Ich mag den look der Leute von damals. Ich mag die Zeit vor allem auch wegen der Musik. Für die Musik war es glaube ich eine sehr aufregende Zeit. Viele Bands fingen an, interessante Sachen zu machen. Die Klamotten waren cool, freie Liebe… Aber ich erinnere mich viel mehr an die 80er. Alle Leute reden nur über die verdammten 80er! Sie fanden alle die Klamotten cool, aber ich hatte diese beschissenen Kleider nicht. Diese verwaschenen Jeans, die im deutschen glaube ich “snow-washed” genannt wurden, fand ich schrecklich. Als diese Zeit vorbei war, fragten sich alle, wie man so etwas nur tragen konnte, wie z.b. pinke Shirts usw. als das wiederkam, vor ein paar Jahren, sprachen alle wieder von den 80ern. Weil die Leute Geld hatten, und fashion war groß im Geschäft, damit konnte gut Geld gemacht werden. Aber ich als Musiker interessiere mich nur für die Musik aus der Zeit. Der Heavy Metal entwickelte sich gerade in der Zeit. Ggenauso wie ich über die 60er und 70er denke, denken viel über die 80er. Es ist generell interesannt, was damals so abging.

aus Zeitgründen mussten wir das Interview ein wenig kürzen und gingen direkt zum Brainstorming über

Okay, und jetzt zum Schluss noch etwas Brainstorming! Was denkst du über…

- den amerikanischen Präsidenten: öhhh… wer ist das? Bush?
- Jägermeister: nee, nicht für mich
- verrückte Fans: meinst du Teenies oder welche die die Band abknallen? Find ich beides nicht so gut.
- Weibliche Heavy Metal Bands: ich finde bei weiblichen Metalbands wird viel zu viel darauf geschaut, ob die Bandmitglieder gut aussehen und nicht, ob die Musik auch wirklich gut ist.



Deadlock

Vielen Dank, Mikael!


Interview: Anja Kiesow
Fotos: Marco Laux








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Publiziert am: 2006-03-06 (4790 mal gelesen)

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