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She said destroy
Februar 2009



She said destroy - die erste Metal-Offenbarung im grade angebrochenen 2009. Die vier Norweger konnten mit ihrem zweiten Langeisen nicht nur 8/10 Punkten im Soundcheck abstauben, sondern räumten im gleichen Atemzug den Titel "Album der Woche" ab. Mehr als genug Gründe, um Sänger Anders ein paar Löcher in den Bauch zu fragen. Mehr über den persönlichen Kreuzzug der vier Schweden, die Liebe zu Norwegen und das rätselhafte Cover von "This city speaks in tongues" lest ihr auf der folgenden Seite.


She said destroy Moin! Erstmal vielen Dank, dass Du dir die Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten!
Da ihr keine „richtige“ Homepage habt und es somit schwer ist Informationen zu den sechs kreativen Köpfen hinter „She said destroy“ zu finden, stell euch mal kurz unseren Lesern vor! Die Bedeutung eures Bandnamens wäre auch interessant. Death in June haben ein Album mit dem gleichen Titel veröffentlicht – bezieht sich euer Bandname auf dieses Werk?


Anders: She said destroy sind eine Band aus dem Umkreis von Oslo in Norwegen. Unsere Ursprünge liegen im extremen Metal, allerdings mit dem Ziel und Wunsch anspruchsvolle, gute Musik, welche Einflüsse von einer Vielzahl von Genres aufweist, zu kreieren.

Wir werden oftmals als ein bisschen zu anspruchsvoll, künstlerisch und als Verräter an den Prinzipien der Metal Szene betrachtet, doch das ist ist uns egal. Wirklich anspruchsvoll sind wir im Grund gar nicht aber ich denke, du könntest sagen, wir wären ein bisschen affig oder schwul. Wir befinden uns auf einem Kreuzzug, um die bestmögliche Musik zu erschaffen.

Einen tiefere Bedeutung unseres Bandnamens gibt es eigentlich gar nicht. Ja, wir haben ihn in der Tat von dem gleichnamigen Death in June – Song übernommen. Der Text zu dem Song wurde von David Tibet von Current 93 geschrieben. ( Current 93 ist ein britisches Musikprojekt, für nähere Informationen: Wikipedia.) Current 93 bedeutet uns sehr viel!

Wie würdest Du “This city speaks in tongues”, euren letzten Output, in drei Sätzen beschreiben?

Anders: Das neue Album ist aus meiner sehr subjektiven Sicht eins der besten Alben, die jemals produziert wurden. Die Musik ist klaustrophobisch, dicht, leidenschaftlich und trostlos. Wir sind gekommen, um eure Kinder zu Jazzriffs zum Headbangen zu bringen!

“This city speaks in tongues” kombiniert eine Vielzahl verschiedener Musikstile. Welche Bands haben euch beeinflusst und welche Musik hört ihr in eurer Freizeit?

Anders: Wir sind sieben Personen mit sehr verschiedenen Musikgeschmäckern. Obwohl wir alle einen mehr oder weniger gemeinsamen Metal oder Hardcore Background teilen, sind unsere Vorlieben doch sehr weit verstreut. Ich kann nur für mich sprechen, aber in meiner Playliste laufen im Moment Aphex Twin, Squarepusher, Fever Ray, Magma und Napalm Death regelmäßig.

Was inspiriert euch beim Schreiben eines Songs? Die typische Natur der nordischen Länder oder andere Aspekte?

Anders: Es inspiriert uns unser Leben zu leben. Die Hochs und Tiefs, die Drehungen und Wendungen. Die nordische Natur ist wunderschön aber war nie etwas, worauf wir unseren Fokus, als Inspirationsquelle für unsere Musik gelegt hätten. Das wäre ein ziemlich ausgetretener Pfad.

Ich hatte leider keine Texte bei meinen Promo-Informationen. Einige eurer Songs haben seltsame klingende Titel, so zum Beispiel “Tea and toast at the very end of time”. Welche Themen behandeln eure Songs?

She said destroy Anders: Auch hier: Unsere Songs behandeln die Versuche und Mühsalen des täglichen Lebens. Den Zustand des Menschens. Fehlschläge und Verrate. Der Song, den Du angesprochen hast, ist eine Beobachtung der Bemühungen des Menschen zu erobern und Erfolg zu haben und wie sein Hunger eine sehr destruktive Kraft darstellen kann. Der Titel ist quasi ein Tribut an Douglas Adams und David Tibet. (beide Musiker bei Current 93, A.d.R.)

Wer hat das Coverartwork gemacht und wieso habt ihr euch für dieses entschieden? Pinke Schrift auf schwarzem Hintergrund?! Wenn ich diese CD in einem Musikladen sehen würde, würde ich wahrscheinlich eher mit einer Ska Band, als mit extremem Metal rechnen!

Anders: Trine and Kim Designstudio haben diese Cover und auch das zu unserem ersten Album entworfen. Die beiden gehören zu den besten Designerteams, die es überhaupt gibt! Wir vertrauen ihnen zu 100% und lassen ihnen so ziemlich alle Möglichkeiten für das Cover offen, mit Ausnahme von ein paar Schlüsselwörtern an denen sie sich orientieren können. Einige dieser Wörter waren dieses Mal “pink, öde, städtische Umgebung und Einsamkeit”. Wir wollen eigentlich gar nicht als extreme Metal Band rüberkommen. Mit der Metal Ästhetik haben wir eigentlich gar nicht viel zu tun. Blut, Därme, Schwerter, Monster und Drachen sind eher weniger unser Ding.

“This city speaks in tongues” ist ein ziemlich komplexes Werk. Wie reagieren die Menschen in Norwegen und weltweit auf diese Art der Musik? Welche Resonanzen habt ihr von der Presse bekommen?

Anders: Wir haben fast nur sehr positive Kritiken innerhalb und außerhalb von Norwegen bekommen. Natürlich gibt es auch Leute, die unseren Stil nicht verstehen und in der Luft zerreißen aber: Hey, was willst Du erwarten? Auch das Feedback von den Leuten ist fast nur positiv und es gibt mehr und mehr Leute außerhalb der Metal Szene in Oslo, die Interesse an She said destroy zeigen.

Wie sähe es mit 'ner Tour durch Europa aus? Soweit ich weiß, habt ihr noch nie in Deutschland gespielt. Mit Benea Reach hättet ihr gleich 'ne zweite coole Band aus dem Stall TABU Records, die ihr mitbringen könntet!

Anders: Wir hatten eigentlich gehofft, im Frühling auf Tour gehen zu können aber unsere Pläne haben leider nicht hingehauen. Stattdessen hoffen wir etwas für den Herbst planen zu können und hoffentlich können wir auf einigen Festivals diesen Sommer auftreten.

Es wäre natürlich super mit Benea Reach auf Tournee zu gehen, allerdings ist das keine Entscheidung, die wir treffen können. Wir müssen nehmen, was wir bekommen können!

Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus? Mit welcher Band würdet ihr gerne die Bühne teilen (auch wenn's unrealistisch ist)?

Anders: Wir würden gerne eine gute Band auf Tour begleiten, wenn diese bescheidene momentane Situation Underground-Touren nicht komplett zerstört. Wir haben angefangen zu planen, welche Wege das neue Album einschlagen soll. Ich denke, dass wir damit einige Metalheads befremden werden aber hoffentlich nicht zu viele.

Bands, mit denen ich wirklich gerne auf einer Bühne stehen würde, wären Brutal Truth, Melt Banana, Murcof und Sonic Youth. Wir hatten bereits die Ehre, ein paar von unseren absoluten Favoriten supporten zu dürfen und wir hoffen, das da noch einige dazukommen.

She said destroy Eine Frage, der sich bisher zu ziemlich jede hier interviewte Band stellen musste: Was haltet ihr vom Internet? (Filesharing, bezahlte Downloads, Magazine)

Anders: Ich bin hundertprozentig dafür! Das sind die neuen Zeiten, in denen wir leben. Die Menschen müssen sich nur noch vollständig dran gewöhnen.

Zu guter letzt hab ich noch ein bisschen Brainstorming für euch. Was fällt Dir spontan ein zu:

- Obama – Er wirkt ein bisschen wie ein Aushängeschild der USA und ich denke, dass das genau das ist, was die US im Moment braucht. Ein bisschen Hoffnung für die Zukunft nach acht Jahren der Selbstzerstörung. Er wird wahrscheinlich die Hölle in seiner Legislaturperiode durchmachen müssen aber ich vertraue in ihn!

-die CD des Jahres 2008 – Es gab eine Reihe guter Alben letztes Jahr, vor allem im Indie Rock aber ich würde “The Black Fux” von Virus auswählen.

-das beste besuchte Konzert im letzten Jahr - Dead Beat Escapement an der Oper in Oslo. Das war eine sehr intensive Oper, komponiert von Cecilie Ore, einem zeitgenössischen Musiker aus Norwegen. Die Oper bestand nur aus Gesang – keine Instrumente. Die Texte basierten auf den letzten Wörtern und Mahlzeiten von zum Tode verurteilten Gefangenen.

-Norwegen – Norwegen ist kalt, dunkel, dreckig, schön und schwer darin zu leben. Ich denke, ich liebe es!

-Black Metal – Es gab eine ganze Reihe guter BM-Alben und Bands von überall auf der Welt in den letzten Jahren. Zum Beispiel: Wolves in the Throne Room, Krallice, Leviathan, Deathspell Omega. Die Liste könnte ich noch wesentlich länger ausführen.

Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören Dir!

Anders: Auch dir danke für das Interview. Ich möchte deine Leser ermutigen, sich so gut wie möglich auf die positiven Aspekte des Lebens zu konzentrieren, doch sich niemals zu fürchten, ihre innere Dunkelheit ab und an zu umarmen. Ta-ta!


Interview: Torben Knöpfler
Photos: http://sureshotworx.de/index.php?pg=838








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Publiziert am: 2009-02-22 (6124 mal gelesen)

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