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Jack Frost




Seit 1993 haben sich die österreichischen "Gloom Rock Bastarde", wie sie sich selber nennen, mit fünf Alben, drei Tourneen, unzähligen Clubshows und Festivalauftritten zu einer Band mit Kultfaktor entwickelt. Musikalisch wollten Jack Frost nie so recht in das ihnen aufgezwängte Doom Metal-Korsett hineinpassen, dafür war die Affinität zu den britischen Goth- und Wave-Anfängen der 70er und 80er hingegen sehr spürbar. Mit "Wannadie Songs" liefern die fünf ihr sechstes Studioalbum ab.
Zu diesem beantwortete Garry Gloom unserem Redakteur Dominic Türk ein paar Fragen.
Viel Spaß beim Lesen!


Jack Frost Jack Frost, eine Band der man einen Gewissen Kultstatus anhängen kann. Wie gehst du damit um, dass ihr als Kultband gehandelt werdet?
Zum Einen empfinde ich es durchaus als Kompliment, wenn der Band ein gewisser Kultstatus attestiert wird und sehe darin auch ein Zeichen des Respekts einerseits vor unserer Arbeit, andererseits auch vor der beinahe sturen Beharrlichkeit, mit der wir unser Ding jetzt doch schon seit einger Zeit durchziehen. Man muß aber schon auch ganz klar sagen, daß bei solchen Attributen oft auch ein bißchen Mitleid mitschwingt, daß man als ewiger Geheimtip gilt und in allen Belangen unter Wert gehandelt wird. Mit solchen Scheinheiligkeiten kann ich nun wirklich nichts anfangen, und bin vielmehr den wahren Fans für ihre Unterstützung und Treue dankbar. Die Sache mit dem Geheimtip kann sich von mir aus übrigens schleunigst ändern – die Art und Weise wie und welche Mucke wir machen, werden solche Überlegungen aber wohl kaum beeinflußen. Eine Jack Frost-light-Version, zugunsten einer breiten Geschmacksbefriedigung kann es per se nie geben.

Gehen wir mal zurück zu den Wurzeln. Wo liegen die Wurzeln der Band? Welche Bands haben den Stil von Jack Frost bis heute geprägt?
Anfangs stellten wohl wirklich “Saint Vitus” den kleinsten gemeinsamen Nenner dar, auf den sich das damalige Trio einigen konnte, obwohl bereits alle drei Alben aus der Trio-Ära wunderbare 80er Wave-Einflüsse a la “Bauhaus” oder “Joy Division” aufweisen. Als meine Wenigkeit (Gary Gloom, git.) 1999 zur Band stieß, wurde das ganze wohl etwas rockiger und vielleicht auch einen Hauch melodiöser. Eine gewisse Affinität zu straight-forward Rockkapellen, wie “Motörhead” oder”Cult” haftet uns sicher ebenso an, wie die heimliche Liebschaft zum klassischen Songwriting. Sowohl mit Phred Phinster (voc., b.), als auch mit Colossos Rossos (dr.) habe ich schon in Vor-J.F.-Zeiten in verschiedenen Combos gespielt und auch den Morales (git.) kenne ich schon eine halbe Ewigkeit, was die Kommunikation zwischen uns insofern beeinflußt, daß wir nie wirklich gesagt hätten: “Machen wir was, das so oder so klingt”. Wir haben uns auch nie vorgenommen eine “reine” Doomband oder eine “echte” Heavy Metal Combo (was auch immer das sein soll!) zusammenzubasteln, sondern haben immer unseren spontanen Ideen und momentanen (Un-)Befindlichkeiten Vorrang gegeben, was schlußendlich unseren – wie ich meine, den sehr speziellen J.F.- Sound ausmacht.

Jack Frost Man könnte Jack Frost als Kreuzung aus The 69 Eyes und Type O Negative bezeichnen. Wie würdest du euch in Bands beschreiben? Ist dies überhaupt möglich?
Ich denke das dies nicht wirklich möglich ist, und vor Allem überhaupt keinen Sinn macht. Wenn sich der geneigte Hörer für unsere Musik interessiert, würde ich ihm nahelegen einfach in die neuste Scheibe “WANNADIE SONGS” hineinzulauschen und sich sein eigenes Bild zu machen – so viel Urteilsvermögen traue ich jedem zu!
Zu den genannten Bands kann ich leider nur so viel sagen, daß ich “The 69 Eyes” nur vom Namen her kenne, also von deren Musik null Ahnung habe. Den Vergleich mit Type o’ lese ich immer wieder und kann nur bemerken, daß sich unsere Musik in etwa soweit auf jene Band beruft, wie auf die letzte Hansi Hinterseer-best of. Es ist schon klar, daß auch der Phred sehr tief singt, aber der Steel Peter hat auf diese Stimmlage genauso wenig ein Monopol wie der Rebroff Ivan, wie ich meine – ansonsten sehe ich persönlich keine wesentlichen stilistischen, oder gar inhaltlichen Gemeinsamkeiten zwischen denen und J.F..

Wenn Zeitreisen möglich wären, würdest du was ändern wollen in eurem Leben auf die Band bezogen?
Natürlich wären da ein paar Kleinigkeiten, die wir wahrscheinlich heute anders entscheiden oder machen würden, und uns so die eine oder andere desaströse Auswirkung auf unser “Budget” und unsere Nerven erspart. Grundsätzlich ist mir aber diese “was wäre, wenn ...”- Einstellung zutiefst zu wider und auch fremd. Vielmehr ist es einem Rocker angemessen zu seinen Fehlern zu stehen und die Scheiße, die man selbst gebaut hat wieder weg zu räumen. Wir haben durchaus Einiges in den Sand gesetzt, meistens wegen der ewigen Sauferei und dieser unaufhörlichen Lethargie, die uns kaum verläßt, andererseits ist auch Einiges geglückt und darauf muß man eben aufbauen. Der aufrechte Gang wird einem in diesem monkey-buisness nicht immer leicht gemacht, doch ich denke Übung macht auch hier den Meister und schlußendlich zahlt sich die Anstrengung auch aus – hoffe ich zu mindest!

Jack Frost Ihr habt ja eine regelrechte Label-Odyssey hinter euch. Was hat euch eigentlich zu Massacre Records geführt?
Nachdem wir uns von CCP-rec. ’99 verabschiedet haben und “Gloom Rock Asylum”auf Last Episode raus kam, haben die, aus welchen Gründen auch immer, gröbere Geldprobleme bekommen. “Self Abusing Uglysex Ungod” ist dann auf dem Napalm-Unterlabel W.A.B.-rec. erschienen. Nachdem auch die finanziell mit dem Rücken zur Wand standen, blieb uns nichts anderes übrig als auch dort lebewohl zu sagen.
Über den Kontakt eines alten Weggefährten ergab sich dann ziemlich schnell und unkompliziert der Deal mit Massacre, und glaub mir, es ist nun ein ganz angenehmes Gefühl ein derart professionelles Label im Rücken zu haben. Bis jetzt gibts jedenfalls nichts zu meckern.

Sprechen wir mal ein wenig über das neue Output „Wannadie Songs“.
Das Album startet mit einer, im Vergleich zum Rest, schnellen Nummer. Die Songs werden danach langsamer und schleppender. Ist dieser schnelle Beginn und das Abflachen gewollt und was soll damit erzeugt werden?

Grundsätzlich kann man von keinem Konzept ausgehen, dem wir beim Schreiben der Songs gefolgt wären. Als alles im Kasten war, hat sich diese Reihenfolge mehr oder weniger aufgedrängt. Der Opener “Me and Dark and You” ist gleichzeitig auch das Stück zu dem wir das Video gedreht haben, und meiner Meinung nach ein wunderbarer erster Schlag ins Gesicht des werten Hörers. Wir wollten einen schön catchy song für unser Leinwand-debut machen und das ist dabei herausgekommen. Die Absicht war sicher auch diejenige, den typischen 6/7 Minuten langen J.F.-song in ein medienkompatibles Format zu transferieren und dann ist er eben doppelt so schnell, aber nur halb so lang! Hin und wieder gambeln wir auch ganz gern etwas flotter und ich denke der Opener zeigt auch ganz gut, daß wir es auch drauf haben.
Der weitere Verlauf der Platte kommt der Thematik der Songs dann mehr und mehr auf den Grund, und die ist eben einmal nicht
mitseinergeliebtenaneinemschönensonntagnachmittagblumenpflückengehenetc., sondern vielmehr dem Albumtitel entsprechend.

Jack Frost Warum wurde gerade so depressives Material verwendet?
Wenn einem von uns das Leben mal hin und wieder Grund zur Freude gibt, treffen wir uns beim Wirten und stoßen kräftig auf den seltenen Anlaß an – das wars.
Wenn es ums Musikmachen geht, geht es um Dinge auf die es keine so leichten, oder überhaupt Antworten gibt . In den Liedern stecken diejenigen Aspekte des Daseins und des Erlebten, die einem dieses Dasein eher verleiden und unerträglich erscheinen lassen. Natürlich sind das für jeden Einzelnen oberflächlich gesehen sehr persönliche, individuelle Angelegenheiten. Im Endeffekt verbindet uns Menschen jedoch wohl einzig das lebenslange Streben nach erfüllter Liebe, einer zufriedenstellenden Einsicht in den unausweichlichen eigenen finalen Abgang und die daraus resultierende Verzweiflung ob des lebenslangen Scheiterns, diese Dinge zu erlangen.
Diese Prinzipien der menschlichen Psyche liegen der Entstehung aller religiösen und politischen Weltanschauungen zu Grunde – und sind Ausgangspunkt für die Musik von Jack Frost.

Auf dem Album gibt es sowohl Cello- als auch Pianoeinsätze. Wer kam auf die Idee so etwas zu verwenden?
Das Cello war und ist – mit Ausnahme des Vorgängeralbums – fixer Bestandteil auf jedem J.F.-release und ergänzt meiner Meinung nach auf geniale Weise Gesangs- und Gitarrenmelodien. Die Sache mit dem Klavier passierte uns hingegen nur aus dem Grund , weil es zufällig im Studio herumgestanden ist. Ich hab beim Anfang des Titelstücks einfach spontan mitgeklimmpert und es wurde mitgeschnitten so kam es auch auf die Platte.
Akkustische Instrumente geben der Musik immer eine ganz eigene, intime und zerbrechliche Note, die uns sehr zusagt. Ich träume schon lange von einer richtig ruhigen J.F. Platte.

Jack Frost Würdest du sagen, mit „Wannadie Songs“ habt ihr euer depressivstes und auch zugleich härtestes Album produziert?
Durchaus.

Wie würdest du das Album in einem Satz beschreiben?
Sechsundvierzig Minuten wahre Musik, die man hören sollte um nicht umsonst sein Leben auf diesem Planeten vergeudet zu haben.

Das Cover ist recht simpel, aber zugleich originell gestaltet. Wer kam auf die Idee mit dem fließenden Blut?
Auch dises Mal zeichnet unser Langzeit-Layouter Andi Ehrenberger für das Artwork verantwortlich. Er ist ein Urgestein in der hiesigen Szene und hat mit der Covergestaltung einmal mehr seinen sicheren Griff in Sachen guter Geschmack bewiesen. Wie auch die Musik ist es formal absichtlich sehr schlicht gehalten – in seiner Aussage jedoch sehr treffend.
Der rote Saft ist übrigens echtes Menschenblut – Abfall einer Operation in der örtlichen Nervenklinik.

Zu „Me and Dark and You“ gibt es ein Video, was auch auf der CD zu finden ist. Wieso wurde gerade zu diesem Song ein Video gedreht?
Wie gesagt wurde eher der Song für das Video geschrieben. Er ist rasant, catchy und einfach schön zum Mitsingen.

Wer ist verantwortlich für dieses Video? Hattet ihr Spaß beim Drehen?
Unter der Regie von Gottfried Gusenbauer – einem Linzer Filmemacher – wurde in Linz und Berlin gedreht. Wie gesagt war es unser erster Dreh und wäre es auch nur ein paar Grad weniger unter Null gewesen, wäre es wohl noch lustiger geworden. Die Innenaufnahmen entstanden in einem historischen Gewölbe unter dem Linzer Hauptplatz. In Ermangelung einer eigenen Stromqelle waren wir gezwungen beim nächsten Kaffeehaus die Leitung anzuzapfen, was auch prompt die Sicherungen fallen und dort die Lichter ausgehen ließ. Das eigentlich amüsante daran war jedoch das Gesicht des Wirtes, das er machte als er auf der Suche nach der Störungsquelle zu uns hinab stieg und zu seiner Verwunderung vier Bier trinkende, dicke Zigaretten rauchende, schwarz gekleidete Männer mit einer Kamera ausgestattet, um eine halb nackt - auf einer zerschlissenen Matraze liegenden jungen Dame geschart, erblickte.....

Jetzt mal etwas komplett anderem.
Morgen landen Aliens auf der Erde. Wie würdest du ihnen eure Musik beschreiben?

Jack Frost Ich würde sie wohl eher über deren Musik befragen.

Woher kommen die Ideen für Songs?
Aus dem ganz normalen Alltag.

Wer schreibt die Songs? Alle zusammen oder eine Person alleine?
Alle zusammen.

Wird man euch live erleben können? Wenn ja: Wo und was kann man erwarten?
Eine J.F.-show ist laut, heiß und intensiv. Auf der Bühne fühlen wir uns eigentlich am wohlsten, und da gibt es dann auch keine Kompromisse. Niemand, der diese Band jemals live erlebt hat, hat etwas anderes behauptet – und wem diese Erfahrung noch abgeht sei eine solche wärmstens empfohlen.
Ab Herbst sind wir wieder regelmäßig unterwegs – genaue Infos bitte unter www.jackfrost.at.

Jack Frost Gibt es irgendeine interessante oder lustige Geschichte aus dem Touralltag?
Also was wir im Touralltag, der ja eigentlich so eine Art Ausnahmezstand für alle Beteiligten darstellt, für lustig halten möchte ich eigentlich nicht öffentlich zu Papier bringen.
Auf jeden Fall ist das meist sehr “lustig”!

Magst du es zu touren und live zu spielen? Welche Vor- und Nachteile hat für dich das Tourleben?
Wir machen wie gesagt am liebsten Live-shows und genießen mit allen Sinnen die Verbindung zu unserem Publikum. Leider erlauben es uns unsere derzeitigen Existenzen nicht jedes Konzert für einen Appel und ein Ei zu spielen und wir müssen deswegen sehr vorsichtig kalkulieren, welches Engagement wir annehmen können, und welches nicht.
Die Nachteile bestehen meist darin, daß wir noch eine Woche zusätzlichen Urlaub nehmen müssen, um uns von den Strapazen zu erholen.

Ein Frage, die bislang an keinem vorbeigegangen ist, und auch vor dir nicht halt machen wird: Was hälst du von Internetmagazinen bzw dem Internet allgemein?
Ich muß persönlich zugeben, daß ich erst seit wenigen Monaten einen Rechner und das Netz zur Verfügung habe, und somit die ganze Entwicklug in dieser Hinsicht bisweilen spurlos an mir vorübergegangen ist.
Aber gerade im Zusammenhang mit der Promotionarbeit für unser neues Album sehe ich unglaublich vielfältige Möglichkeiten in diesem Bereich und kann diese de facto Pluralisierung der Medienlandschaft nur gut heißen.
In diesem Sinne : Alles Gute und viel Erfolg bei Eurer Arbeit!

Zum Schluss ein kleines Brainstorming:
Alkohol: nicht schon wieder!
Depressionen: auch das noch!!
Suizid: dauert meist ein ganzes Leben lang.
Horror Filme: auch Spaß muß sein
Klischees:”....It’s always the same old story, you say clishees-I say classics!.....”

Ich bedanke mich und überlasse dir die letzten Worte!
Hail Bastards! Face your Downfall at www.jackfrost.at you’re not alone!!


Interview: Dominic Türk
Fotos: Michaela Riess, Markus Veyhle








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Publiziert am: 2005-07-12 (5014 mal gelesen)

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