Mai 2008
Kurz nach der Veröffentlichung von Shannons neuem Album "Angel in Disguise" hatte unsere Redakteurin Britta Krauss die Chance dem Sänger Olivier Del Valle einige Fragen zu stellen. Aber lest selbst!
Hallo nach Frankreich. Olivier, lass mich dir erstmal zu eurem neuen Album gratulieren. Ich hatte bereits die Möglichkeit in „Angel in Disguise“ reinzuhören und kann nur sagen: gute Arbeit! Trotzdem muss ich gestehen, dass ich Shannon vorher nicht kannte und ich denke mal, dass es einigen unserer Leser genau so geht. Kannst du also die Band kurz vorstellen und Shannons Stil in ein paar Worten beschreiben?
Vielen Dank, es freut mich zu hören, dass dir unser neues Album gefällt. Um die Bandgeschichte in ein paar Sätzen auf den Punkt zu bringen: Shannon wurde vor 10 Jahren ins Leben gerufen. Zu der Zeit haben Patrice und Thierry schon miteinander Bands wie Bon Jovi, Europe und Journey gecovered. Ich bin im Frühling 1998 dazu gestoßen und wir haben uns schnell entschlossen unsere eigenen Songs zu schreiben. Wir haben recht schnell eine Demo aufgenommen, die wir an einige Labels verteilten. Das Feedback war auch echt gut und in 2003 haben wir dann unser erstes Album veröffentlicht. 2005 kamen dann Benjamin und Nico dazu. Wir haben so oft es ging live gespielt und begannen neues Material für das nächste Album zu schreiben. Letztes Jahr haben wir hauptsächlich am Launch des neuen Albums, “Angel in Disguise” gearbeitet, das jetzt veröffentlicht wurde.
Für den Begriff “Shannon” gibt es verschiedene Definitionen. Was bedeutet Shannon für euch und wer von euch schlug Shannon als Bandnamen vor?
Der Name Shannon hat keine besondere Bedeutung. Eigentlich haben wir einen Bandnamen gesucht, den man leicht in Erinnerung behält und der nicht ins typische Metalraster passt. Eines Tages kam Pat, unser Gitarrist, mit dem Namen an und wir fanden alle, dass er sich nett anhört und haben ihn dann behalten.
Wenn man eure Musik hört, denkt man nicht, dass eine französische Band dahinter steckt, sondern verbindet den Sound mehr mit einer Horde amerikanischer Rocker. Wie kommt es, dass ihr euch auf diesen Westcoast mäßigen Hard Rock spezialisiert habt? Liegt euch das im Blut?
Wir versuchen nicht verzweifelt, wie die ein oder andere Band zu klingen, egal ob amerikanisch, deutsch oder schwedisch. Ich glaube, der Sound und die Musik von Shannon sind eng verknüpft mit unseren Einflüssen und der Musik, mit der wir aufgewachsen sind. Als Kind habe ich Bands wie RAINBOW, KISS, DEF LEPPARD, AC/DC, IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST und MOTLEY CRUE gehört. Ich war besessen von deren Musik, der Art wie sie aussahen und ihrer Einstellung. Dann kam die US-Welle in den 80ern und 90ern mit WHITE LION, DOKKEN WARRANT, FIREHOUSE und POISON, die mich echt beeindruckten. Ich fand die Musik total cool - powervoll und melodisch. Und ich glaube, dass man diese beiden Dinge in Shannons Musik wieder finden kann.
Fünf Jahre sind seit eurem ersten Album bereits vergangen. Was passierte in all diesen Jahren und warum hat es so lange gedauert, bis ihr ein neues Album rausgebracht habt?
Du hast Recht, vor fünf Jahren veröffentlichten wir unsere erste Platte. Als wir diese rausbrachten, waren wir nur drei Leute in der Band. Wir hatten keinen Bass- und Schlagzeug-Spieler. Wir haben uns also nach Musikern umgeschaut, da uns klar war, dass Shannon keine Band sein soll, die Alben aufnimmt ohne diese auch live zu spielen. Die Medien in Frankreich und im Ausland haben unser Album außerdem gelobt und uns wurde klar, dass wir uns beeilen mussten. Wir haben mit verschiedenen Musikern zusammengearbeitet, waren aber nie hundertprozentig zufrieden. Das Line-Up hat sich deshalb in dieser Zeit oft geändert. Wir hatten die Möglichkeit mit Bands wie PINK CREAM 69, AXXIS und Jeff SCOTT SOTO zu touren. 2005 kamen dann Nico (Bass) und Benji (Schlagzeug) dazu. Schnell wurden wir gute Freunde in beiden Bereichen – menschlich und musikalisch. Wir arbeiten immer noch zusammen und die Band funktioniert doch recht gut. Anfang 2006 begannen wir mit den Arbeiten an unserem neuen Album „Angel in Disguise“, während wir verschiedene Live-Auftritte hatten. Dann begannen wir mit den Aufnahmen, dem Mixen und Mastern. Im Sommer 2007 hatten wir die CD dann fertig. Zwei Jahre um ein Album vorzubereiten mag dem ein oder andern zwar lang erscheinen, aber an dieser Stelle möchte ich betonen, dass „Angel in Disguise“ komplett selbst von der Band produziert wurde. Das einzige, was wir nicht alleine gemacht haben, war das Mastering. Wir haben uns dann nach einem Label umgeschaut und im Herbst 2007 entschieden wir uns mit ARTISTSERVICE zusammen zu arbeiten. Auch wenn einem fünf Jahre wie eine lange Zeit vorkommen, kann man sehen, dass wir nicht all zu faul waren.
Von wem stammt das “Angel in Disguise” Artwork und kannst du uns bitte sagen, in wie weit dieses mit Lyrics und Musik in Verbindung steht?
Das wurde von Marc LEROY und Dominique DA CRUZ, zwei Fans die zu Freunden wurden, erstellt. Marc arbeitet im Werbebereich und Dominique beschäftigt sich mit Design und CAD. Die beiden kontaktierten uns direkt nach dem ersten Album und seitdem arbeiten wir zusammen. Dominique ist auch der Designer unserer Website. Die beiden sind echt begabt! Ich denke, dass das Cover von „Angel in Disguise“ gut die Evolution die wir von unserem ersten Album an durchlaufen sind, darstellt. Musikalisch waren wir zu Beginn klar FM orientiert. Dann wurde unsere Musik tougher und unsere Tracks wurden automatisch härter. Was sich für uns jedoch nie verändert hat ist die Tatsache, dass die Melodie klar im Vordergrund steht. Um zurück zu unserem Cover zu kommen: es stellt unsere Evolution da. Das bedeutet, dass die Wahrheit hinter Dingen komplett anders sein kann. Und Shannon ist keine FM orientierte Band.
Wir würdest du den Sound des Albums beschreiben?
Ich würde sagen, dass es sich hierbei um Melodic Hard Rock handelt. Eigentlich mag ich es nicht, alles was ich höre in eine Schublade zu stecken. Wenn ich eine Band mag ist es mir egal, ob sie diesen oder jenen Trend verfolgt. Ich weiß, dass manche Leute eine Band unbedingt für sich einordnen wollen oder versuchen eine Verbindung zu einer anderen Band zu finden. Wenn ich Shannon also in eine Kategorie stecken müsste, wäre Melodic Hard Rock okay für mich.
Welches Lied fiel euch besonders schwer zu schreiben und warum?
Ich bin der Meinung, dass einige Songs schwerer zu schreiben sind als andere. Zuerst hat Pat eine gut strukturierte Idee, die Pat, Thierry und ich dann gemeinsam ausbauen. Wir machen eine Demo daraus und wenn diese fertig ist bekommen Nico und Benji sie vorgeschlagen. Die Arrangements machen wir dann alle zusammen. Mit dieser Art zu arbeiten sind wir alle zufrieden und so wird es wohl auch weitergehen.
Was inspiriert euch Musik zu schreiben?
Die Lyrics hängen stark von der Laune des Moments ab, deshalb sind diese oft ziemlich Rock’n’Roll-lastig, manchmal etwas dunkler. Normalerweise sind wir häufiger fröhlich. Shannon ist eine ernste Band, die sich nicht als ernsthaft betrachtet und das spiegelt sich auch in unseren Lyrics wider. Für uns ist die Musik ein Weg Spaß zu haben und unsere Emotionen zu zeigen.
Wie sieht es mit dem Feedback der Presse zu “Angel in Disguise” soweit aus? Seid ihr mit den ersten Reaktionen zufrieden?
Die ersten Echos waren alle wirklich positiv. Die Presse begrüßte das Album und die Fans scheinen auch zufrieden zu sein. Wir sind sehr glücklich über diese ersten Reaktionen, da uns diese sehr viel bedeuten. Trotzdem müssen wir vorsichtig sein, da „Angel in Disguise“ erst vor drei Wochen veröffentlicht wurde. Aber das Feedback stärkt uns auf jeden Fall.
Was ist momentan deine Lieblingsband und ändert sich das hin und wieder?
Von den heutigen Bands haut mich GOTTHARD echt vom Hocker. Ich liebe wirklich, was sie machen. Und Steve Lees Stimme finde ich echt großartig!
Hast du vor Shannon in einer Band gespielt oder bist du nebenbei noch Teil eines anderen Bandprojekts?
Bevor ich bei Shannon angefangen habe, spielte ich in einigen anderen Bands, die mehr oder weniger ernsthaft waren. Ich bereue auf jeden Fall nichts, da ich dadurch meine Erfahrung erweitern konnte.
Was machst du außer Musik sonst so?
Wie jeder andere auch, arbeite ich. Im Moment kann ich allein durch Shannon nicht anständig leben, also habe ich einen festen Job. Ich würde gerne nur von der Musik leben, obwohl ich weiß, dass das immer schwieriger wird. In Frankreich ist der Beruf eines Musikers nicht wirklich offiziell anerkannt. Und da Frankreich keine Tradition oder Kultur für Rock hat, kannst du dir das Ergebnis einer Band, die Hard Rock spielt sicher vorstellen!
Werden wir die Möglichkeit haben euch live rocken zu sehen? Ist eine Tour geplant?
Im Moment sind wir noch damit beschäftigt das Album zu promoten. Wir verbringen viel Zeit mit Interviews und der Teilnahme an verschiedenen Radio Shows. Aber wir freuen uns auf jeden Fall auf ein Set, das Titel von „Angel in Disguise“ beinhaltet. Wir hoffen wirklich, diese Tracks bald live spielen zu können. Einige Daten in Frankreich sind schon bestätigt und wir würden uns freuen, in den kommenden Monaten auch im Ausland auftreten zu dürfen. Es hängt stark davon ab, wie gut sich „Angel in Disguise“ im Ausland verkauft.
Was sind eure Pläne für die Zukunft? Werden wir wieder fünf Jahre auf ein neues Album von Shannon warten müssen?
Nein, mit Sicherheit nicht. Wir haben schon mit dem Songwriting fürs nächste Album begonnen. Auch wenn noch nicht alles fertig ist, haben wir ein paar Tracks, die schon geschrieben sind. Wir würden das Album gerne im Sommer 2009 oder Ende 2009 rausbringen.
Was ist deine Meinung zur Entwicklung der Musikindustrie? Kaufst du dir noch CDs oder lädst du lieber Files aus dem Internet herunter?
Der Musikindustrie stehen seit ein paar Jahren harte Zeiten bevor. Das ist einfach komplett anders als damals in den 80ern und 90ern. Labels sind vorsichtiger und zögern oft, in Bands zu investieren, unter denen sich keine bekannten Namen finden. Die Zeiten in denen die Labels bereit waren, die kompletten Aufnahmen zu bezahlen, sind vorbei. Heute wollen sie fertige Produkte. Sie gehen keine Risiken mehr ein und lassen die Bands ihre Alben selbst finanzieren, um sie dann nur noch abzusetzen. So lief es auch mit „Angel in Disguise“. Wir haben es fertig abgeliefert und beim Label unterschrieben, um das Produkt vernünftig vertreiben zu lassen. Klar kostet das Geld aber wir glauben an uns und unsere Fähigkeiten. Ich selbst kaufe mir das Album im Laden, wenn ich eine Band mag. Die Qualität von heruntergeladener Musik wird nie so gut sein wie beim Original. Ich lade nur Lieder herunter um neue Bands zu entdecken, die ich sonst nie kennen gelernt hätte. Wenn ich mag was ich da höre, kaufe ich mir das komplette Album.
Lass uns ein wenig Brainstorming betreiben – schreibe die Dinge auf, die dir bei den folgenden Begriffen als erstes in den Kopf kommen.
- USA: Ist ein großartiges Land und hat viele geniale Bands. Das ist das Land, in dem Hard Rock Teil der Kultur ist. Bezogen auf politische Themen werde ich nichts sagen, auch wenn ich nicht mit dem einverstanden bin, was sich dort abspielt. Natürlich habe ich als menschliches Wesen meine Meinung und auch kein Problem damit, diese zu diskutieren. Als Musiker denke ich ist diese Debatte allerdings nicht Teil meiner Rolle.
- Bouillabaisse: Für mich ist das der Süden Frankreichs, Sonne… Auf der anderen Seite bin ich nicht wirklich Fan dieses Fischgerichts. Ich bevorzuge dann doch lieber richtiges Fleisch.
- Drogen: Nein danke, ist nichts für mich.
- Skifahren: Ich liebe es!! Ich verbringe so viel Zeit wie ich nur kann in den Bergen um Ski zu fahren. Ich bin kein Profi aber ich mache diese Sportart sehr gerne und habe dabei jede Menge Spaß.
Vielen Dank, dass du unsere Fragen beantwortet hast. Gibt’s noch irgendwelche letzte Worte von deiner Seite?
Vielen Dank an Metalearth für die Möglichkeit die Band Shannon hier vorstellen zu können. Wir hoffen, ihr mögt das Album alle und wir würden uns freuen bei euch im Land bald einige Konzerte zu geben. Alle, die Shannons Musik noch nicht kennen, können sich über unseren MySpace (www.myspace.com/shannon-bandrock) und unsere Website (www.shannon-rock.com) ein Bild von uns machen.
Interview: Britta Krauss
Fotos: GerMusica
Review: Incrave - Dead End
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